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WERNER kontrovers - Zur Diskussion gestellt

 

Wissenschaft vor Gericht - Was war los in L'Aquila?

Das "Werner" kann in seiner nun schon mehrjährigen Veranstaltungsreihe Werner kontrovers - Zur Diskussion gestellt auf ein weiteres Ereignis zurückblicken. In der Aula der Schule, an der er im Jahre 2006 sein Abitur ablegte, referierte am 30. April 2013 der Vienenburger Jan-Jonathan Bock Teilergebnisse seiner langen Feldforschungen für seine anstehende anthropologische Dissertation über das verheerende und bis heute nicht ausgestandene Erdbeben von L'Aquila in den italienischen Abruzzen im April 2009.

In dem Vortrag, den Jan Bock bereits im Februar 2013 in Cambridge gehalten hatte, ging es vordergründig um den sensationellen Prozess, in dessen Folge 2012 die Experten der italienischen Kommission zur Einschätzung großer Risiken in erster Instanz wegen fahrlässiger Tötung in mehreren Fällen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, weil sie die konkrete Gefahr eines schweren Erdbebens verneint und dadurch die Menschen in Sicherheit gewiegt hatten, was für unnötig viele von ihnen den Tod zur Folge hatte.

Jenseits der Spektakularität des Gefängnisurteils ging es dem Referenten allerdings um die Darstellung des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft und die Verantwortung von Wissenschaftlern. Dort in L'Aquila wurde nicht "die Wissenschaft" verurteilt, sondern "Experten", die wider eigentlich besseres Wissen sich dazu verleiten ließen, eine wissenschaftlich unhaltbare Entwarnung zu geben. In der Absicht, die durch viele Vorbeben verschreckte Bevölkerung unbedingt zu beruhigen, veranlassten sie die Menschen dazu, Jahrhunderte alte bewährte Reaktionsweisen aufzugeben und in ihren Häusern zu bleiben, wo viele von ihnen der Tod erwartete.

Sowohl der Eindruck von den schlimmen Folgen fahrlässigen Experten-Handelns als auch die beeindruckende analytische Schärfe des Gerichtsurteils machten diesen anschaulichen, teilweise auch bewegenden und - wie immer - gekonnten Vortrag des Cambridge-Wernerianers Jan Bock zu einem Erlebnis, das man gern einem größeren Publikum gegönnt hätte.

Erneut herzlichen Dank, Jan!

Joachim Krage-Sieber 30.4.2013

 

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