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des Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Bad Harzburg!

2015-10-TheaterexkursionAm 02. November, dem ersten Schultag nach den Herbstferien, besuchten die zehnten Klassen des WvS' eine Theateraufführung von Goethes „Faust I" in Halberstadt.
Nach einer 45-minütigen Busfahrt, einigem Chaos an der Garderobe und doppelten Platzbelegungen bei einem ausgebuchten Saal konnte das Stück um Punkt 10.00 Uhr beginnen.
Dr. Heinrich Faust, ein alter Gelehrter, läuft ruhelos in seinem Studierzimmer auf und ab. In seinem Leben hat er nichts Nennenswertes erreicht; weder Wissenschaft noch Studien geben ihm und seinem unstillbaren Verlangen nach einem Sinn in seinem Leben Befriedigung.

Auf das Wettern und Wehen Fausts in Richtung Geisterwelt taucht bald Mephisto auf (von dessen Schauspielers wunderbar aalglatten Auftreten ich mich an Ralph Fiennes' Verkörperung des Lord Voldemorts in den Harry-Potter-Filmen erinnert fühle), der den Teufel darstellt.
Sollte es Mephisto gelingen, Fausts Leben mit lang anhaltender Freude zu erfüllen, so wird dieser ihm nach dem Tode dienen - und ihm seine Seele geben.
In seinem verzweifelten Wunsch nach einem erfüllten Leben besiegelt Faust den Pakt mit dem Bösen durch sein eigenes Blut.

Faust - durch einen Trank Mephistos verjüngt; schätzungsweise erneut in seinen Zwanzigern - verliebt sich in das junge Gretchen, und verlangt von seinem Begleiter Hilfe, um ihr Herz zu gewinnen.
Gesagt, getan. Die beiden kommen zusammen, doch das Glück hält nicht lange an. Als Gretchen schwanger wird, wird sie vom jungen Faust verlassen, der zusammen mit Mephisto weiterzieht.
Von ihrer Familie ausgestoßen und von ihrem Liebhaber verlassen, wandeln sich ihre junge Unschuld und Naivität zum Wahnsinn. In ebendiesem Wahn ermordet sie ihr Baby und soll deshalb hingerichtet werden.
Als Faust davon erfährt, versucht er, Gretchen aus dem Kerker, in dem sie auf ihre Hinrichtung wartet, zu retten - doch das Mädchen weigert sich mit ihm fortzugehen; und so muss er sie zurücklassen.
Als Endszene der Selbstreflexion blickt der junge Faust hilflos auf die Szene aus dem Studierzimmer zurück, in der er als alter Mann in seiner Verzweiflung die Geisterwelt um Hilfe anrief.
Beendet wird das Theaterstück durch Mephistos Wiederholen der Worte, die er auch schon in der Teufelspakt-Szene zu Faust sprach:
"Du bist am Ende – was du bist.
Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist."
Stille.
Die Lichter gehen aus, der Vorhang schließt sich. Der Applaus beginnt.
Um 13 Uhr fahren wir zurück nach Bad Harzburg. Die Dreiviertelstunde vergeht wesentlich ruhiger als die Hinfahrt.
Auch wenn die Meinungen zum Stück stark auseinandergingen, blieb zumindest mir oben genanntes Zitat im Gedächtnis, das für mich die Moral des Stückes darstellt:
Ganz gleich, mit welcher blinden Verzweiflung und um welchen Preis man sich um ein anderes ‚Ich' bemüht - im Inneren bleibt man immer man selbst.
Um es abschließend zu sagen: Eine interessante neue Darstellung und ein meiner Meinung nach gelungenes Ende, welches den Zuschauer mit vielen Gedanken über seine eigenen Taten zurücklässt.

Tabea Schlender