Für den Politik-Wirtschafts-Leistungskurs der Q3 von Herrn Steuernagel begann das neue Schuljahr anders als erwartet. Die Schülerinnen und Schüler besuchten am Mittwoch, dem 17.09.2014, um 19 Uhr einen Vortrag von Herrn Dr. Heiter in Goslar – Thema „Islamischer Staat und die Gefahren für Syrien/Irak“. Eingeladen hatte die Sicherheitspolitische Partnerschaft Goslar.

Für gewöhnlich findet zu dieser Tageszeit kein Politikunterricht mehr statt, doch der Vortrag ließ sich hervorragend mit dem Halbjahresschwerpunkt „Internationale Sicherheits- und Friedenspolitik“ verknüpfen, weshalb sich der Kurs zum Besuch des Vortrages entschied.

Die Komplexität der Geschehnisse im „Nahen Osten“ wurde bereits mit einem Blick auf die aufgelisteten Unterpunkte des Vortrages deutlich – Entstehung der ISIS bzw. des IS, Führung und innere Struktur, Finanzierung, die Luftangriffe der USA sowie die Rolle der Kurden.

Zunächst wurde den Schülerinnen und Schülern sowie den anderen Besuchern ein gewisses „Basiswissen“ vermittelt, einerseits über die Region beziehungsweise die involvierten Länder, andererseits auch über die ethnische Verteilung der Bevölkerung. Es wurde erläutert, dass sich der Irak grob in drei „Lager“ unterteilen lässt. In das der Sunniten, der Schiiten und der Kurden. Dabei kam zum Vorschein, dass historisch bedingt die irakische Armee fast ausschließlich aus Schiiten besteht, welches die Sunniten dazu veranlasste, auch eher mit dem IS zu sympathisieren und diesen zu unterstützen. Da die IS-Terrormiliz allerdings eine erhebliche Gefahr für die Stabilität des Iraks darstellt, ist der irakische Präsident – ebenfalls Schiit – stark daran interessiert, das Vertrauen der Sunniten zu gewinnen, damit diese sich von der IS abwenden.

Unterstützung in der Bekämpfung der IS erhält der irakische Präsident von den USA, welche Luftangriffe gegen die Terrormiliz führen. Allerdings befindet sich Präsident Obama hierbei in einem gefährlichen Zwiespalt, da er selbst jahrelang für das Ende des Einsatzes der USA im Irak – initiiert von George W. Bush – geworben hat.

Ein weiteres Dilemma in der Bekämpfung der Terrorgruppe bildet die Lage in Syrien. Während Länder wie Russland und China sich gegen US-Luftangriffe sträuben, da sie in diesen eine Völkerrechtsverletzung sehen, ändert Assad, welcher gegenwärtig Machthaber in Syrien ist wie ein Chamäleon seine Meinung. Er sorgt mit seinem unberechenbaren Kalkül nicht sonderlich für Klarheit, doch neuesten Erkenntnissen nach möchte er nun doch mit den USA zusammenarbeiten. Der mögliche Grund hierfür könnte darin liegen, dass Assad durch den IS seine Machtposition gefährdet sieht.

Das bisherige beschreibt allerdings nur einen sehr geringen Teil der Vorgänge im „Nahen Osten“, doch weitere Ausführungen zur Rolle der Türkei sowie die Situation der Kurden um das autonome Gebiet Kurdistan etc. würden an dieser Stelle zu weit führen.

Herr Dr. Heiter ging noch auf einen weiteren wichtigen Punkt ein, der nicht vernachlässigt werden sollte, nämlich die Finanzierung der IS. Der IS finanziert sich einerseits durch Entführungen und Erpressungen sowie Schutzgeldern, andererseits haben sie auch ein syrisches Ölfeld unter ihrer Kontrolle.

Bezüglich der unübersichtlichen Verhältnisse im „Nahen Osten“ verwies Herr Dr. Heiter darauf, dass sich die Bundesrepublik Deutschland in Zukunft generell verstärkt Gedanken machen müsse, ob ihnen die eigene ökonomische Sicherheit wichtiger ist, als die in ihrem Staatsgebiet vorgelebten Werte und Normen, welche nicht von allen deutschen Handelspartner eingehalten werden!

Das Fazit der Schülerinnen und Schüler zu diesem alternativen Unterrichtsgang fiel sehr positiv aus. Da gerade als Einstieg in das neue Halbjahresthema dieser Vortrag ein beispielhaftes Bild bot, wie derartig verstrickt und vernetzt die unterschiedlichsten Situation in der Welt sind und mit welcher Vorsicht Regierungen agieren müssen, um keineswegs das Verhältnis zu Drittländern zu strapazieren.

Über eine Veranstaltung im Rahmen der Diskussionsreihe WERNER kontrovers – Zur Diskussion gestellt an unserer Schule wird bereits nachgedacht.

Niklas Laroche, Jahrgang 12