2020 Nana Regenbogenflagge kleinEigentlich würde heute am 17. Mai, wie es zur Tradition am Werner geworden ist, eine Gruppe von Schüler*innen auf dem Schuldach stehen und die Regenbogenflagge hissen. Nicht nur ein defekter Fahnenmast, sondern auch die aktuellen Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen machen diesen Akt der Solidarität unmöglich. Die Coronakrise beschäftigt uns alle, sie ist allgegenwärtig zu jedem Zeitpunkt. Viele Fake-News verunsichern die Menschen und das Homeoffice treibt so manchen in den Wahnsinn. Trotzdem dürfen wir nicht den Blick für Dinge verlieren, die ebenso allgegenwärtig und Teil unseres Alltags sind. Diskriminierung von Minderheiten nimmt nicht ab, nur weil die Welt in Aufruhr wegen Covid-19 ist, der Fokus darauf verschwindet schlicht und ergreifend zwischen Streitigkeiten um die letzte Rolle Toilettenpapier und der Verzweiflung, geliebte Menschen nicht sehen zu können. Deshalb ist es wichtig, sich mehr denn je gegen Diskriminierung zu stellen.

Weltweit ist die Arbeit im Bereich LGBT*IQ1 eingeschränkt und das wiederum gefährdet queere2 Menschen und deren psychische Gesundheit zunehmend. Studien belegen, dass Menschen der LGBT*IQ-Community durch Einsamkeit und soziale Ängste besonders unter den Kontaktbeschränkungen leiden. Hinzu kommt, dass einige Kinder und Jugendliche auch in ihrem eigenen Zuhause nicht sicher vor Gewalt und Diskriminierung sind, gerade wenn ihre Erziehungsberechtigten die sexuelle Identität oder Orientierung ihrer Kinder nicht akzeptieren. Hilfe in diesen schwierigen Zeiten bieten telefonische sowie Online-Beratungen, wie zum Beispiel in Braunschweig das „Onkel Emma“ (http://blog.vsebs.de/). Zudem können alle mithelfen, queeren Menschen diese Zeit erträglicher zu machen, indem man ihnen ein offenes Ohr und Verständnis schenkt, nicht umsonst steht die Regenbogen-Flagge für Zusammenhalt und Unterstützung. Und auch nach der Corona-Zeit sollte dieses Thema nicht in Vergessenheit geraten, sondern weiterhin im Fokus der Gesellschaft und ganz besonders der Schulen stehen.

Am 17. Mai 1990 strich die WHO Homosexualität von ihrer Liste der psychischen Krankheiten (erst 2018 kündigte sie an, auch Transidentität streichen zu wollen). In Erinnerung an dieses Ereignis findet jährlich am 17. Mai der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (engl. IDAHOBIT) statt. Weltweit demonstrieren Menschen gegen Diskriminierung und für Akzeptanz. Diese Demonstrationen finden diesen Sommer aufgrund des Verbots von Großveranstaltungen nicht auf der Straße, sondern im Netz statt. Deshalb hisst das Werner dieses Jahr die Flaggen der Solidarität auch in den sozialen Netzwerken. Da der Fahnenmast keine Option war, wurde die Nana-Plastik im Fachtrakt der Schule in Szene gesetzt. Sie steht wie keine andere für Emanzipation und Vielfalt3 und ist somit eine würdige Trägerin der Regenbogenflagge für den 17. Mai 2020.

Nele Worch (11c), Kara-Arietta Lissy (Lehrkraft)

Fußnoten

  1.  LGBT*IQ steht für die englischen Selbstbeschreibungen lesbian, gay, bisexuell, trans*, intersexuell, queer
  2. queer: meist als Selbstbeschreibung von vielen in Bezug auf sexuelle Orientierung und Identität von der Norm abweichenden Personen genutzt
  3. „Nanas“ sind Plastiken der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle, die überzeichnete weibliche Körper darstellen. Sie wurden in den 60er Jahren in Paris aufgestellt und standen für die Emanzipation der Frau. Die Plastik im Werner wurde vor über 15 Jahren im Kunstunterricht geschaffen.